Treppenraupen ermöglichen gehbehinderten Menschen, Treppen zu überwinden und verhilft ihnen so zu mehr Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit. Im Gegensatz zum Treppenlift sind diese jedoch ausschließlich für Rollstuhlfahrer geeignet.
Was ist eine Treppenraupe?
Die Treppenraupe, auch Treppenkuli genannt, ist ein mobiles Zusatzgerät für Rollstühle und damit ein Hilfsmittel für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Sie ist als ein notwendiges Hilfsmittel im Sinne des § 182 b RVO anerkannt. Mit dem Treppenkuli können Rollstuhlfahrer Treppen und Stockwerke überwinden ohne, dass sie ihren Rollstuhl verlassen müssen. Die Nutzung ist je nach Modell allein oder nur mit der Unterstützung durch eine weitere Person möglich.
Wie funktioniert eine Treppenraupe?
Treppenraupen funktionieren, bis auf modell- und anbieterabhängige Unterschiede alle ähnlich. Sie sind in der Regel elektrisch betrieben und mit einen wiederaufladbaren Akku bestückt. Der Rollstuhl wird auf der Treppenraupe fest eingehakt, sodass er nicht wegrollen kann. Das Hilfsmittel bewegt sich über sogenannte Raupenbänder treppauf und treppab. Die Raupenbänder wiederum sind geriffelt, um ein Wegrutschen zu verhindern.
Treppenraupen benötigen auf den ersten Blick weniger Platz als beispielsweise ein Treppenlift. Allerdings muss die Treppe auch für die Nutzung einer Treppenraupe bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So ist auf Treppenabsätzen beispielsweise relativ viel Raum zur Rangieren erforderlich.
Bauliche Voraussetzungen für den Einsatz einer Treppenraupe:
- maximale Neigung der Treppe: 35 Grad (ca. 70 Prozent Steigung)
- maximale Stufenhöhe: 18 cm
- Treppenbreite mindestens 70 cm
- genügend Rangierplatz auf den Treppenabsätzen
Was kostet eine Treppenraupe?
Dieses Hilfsmittel ist vergleichsweise teuer. Je nach Modell fallen Kosten zwischen 4.000 und 10.000 Euro an.
Treppenraupe Krankenkasse
Gesetzlich Versicherte haben Anspruch auf die Versorgung mit Hilfsmitteln, wenn diese nötig sind.Wie die Finanzierung bei privaten Krankenversicherungen geregelt ist, muss mit der jeweiligen Versicherung geklärt werden. Voraussetzung ist in jedem Fall eine ärztliche Verordnung, die der Arzt ausstellen muss. Außerdem muss der Patient nachweisen, dass die Treppenraupe am Wohnort nötig ist und wiederholt genutzt wird.
Das Hilfsmittelverzeichnis der GKV
Eine Kostenübernahme bzw. eine Zuzahlung durch die Krankenkasse erfolgt nur für Produkte, die im Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt sind.
Das Hilfsmittelverzeichnis ist nach Produktgruppen sortiert. Kranken- und Behindertenfahrzeuge finden sich in Produktgruppe 18. Hierzu zählt unter anderem auch die Treppenraupe.
„Gehunfähigkeit bzw. stark eingeschränkte Gehfähigkeit im Rahmen des Grundbedürfnisses sich in der eigenen Wohnung zu bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen Spaziergang an die frische Luft zu kommen oder um die üblicherweise im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind.
Die Versorgung mit einer Treppenraupe ist dann angezeigt, wenn Behinderte regelmäßig Treppen überwinden müssen, z.B. in Haus und Wohnung, die Treppe geeignet ist, um mit einer Treppenraupe befahren zu werden und ein kompatibler Rollstuhl zur Verfügung steht.“
Die Krankenkassen sind jedoch nicht an das Hilfsmittelverzeichnis gebunden. Daher sollten Versicherte unbedingt vor dem Kauf einer Treppenraupe mit ihrer Versicherung abklären, ob und wie viel die Krankenkasse bezahlt. Wenn eine Kostenübernahme gewünscht wird, muss die Krankenkasse vor dem Kauf zustimmen. Davon abgesehen wird bereits im Hilfsmittelverzeichnis darauf hingewiesen, dass das Hilfsmittel für einen „leihweisen Einsatz geeignet“ ist.
Treppenraupe mieten
Im Gegensatz zu Treppenliften müssen bei Treppenraupen keine Maßanfertigungen vorgenommen werden. Daher ist es durchaus möglich Treppenraupen zu mieten. Hier sollten die Betroffenen jedoch die Anbieter genau unter die Lupe nehmen, damit sie voll funktionsfähige Geräte erhalten. Ein Unfall mit einer Treppenraupe kann böse enden, daher sollte hier nicht an der falschen Stelle gespart werden. Allerdings wird auch im Hilfsmittelverzeichnis darauf hingewiesen dass sich Treppenraupen zum Verleihen (und damit auch zum Vermieten) eignen.
Treppenraupe gebraucht kaufen
Treppenraupen werden auch gebraucht zum Verkauf angeboten. Angesichts der vergleichsweise hohen Kosten ist das eine Möglichkeit Kosten zu sparen. Allerdings sollten sich Interessierte vorher informieren und möglichst nachprüfen, wie alt das entsprechende Gerät ist. Auch eventuell vorhandene Defekte können Laien kaum erkennen. Daher ist der Kauf von gebrauchten Geräten eher kritisch zu bewerten.
Vor- und Nachteile der Treppenraupe
Wie jedes andere Hilfsmittel zur Überwindung vor Treppenstufen hat auch die Treppenraupe Vor- und Nachteile, die gegeneinander abgewogen werden sollten, bevor man sich für eine Möglichkeit entscheidet.
Vorteile
- keine Maßanfertigung nötig
- keine baulichen Veränderung an Treppe bzw. Treppenhaus nötig
- Rollstuhlfahrer kann im Rollstuhl sitzen bleiben
- keine Beschränkung der Etagenanzahl
- Es gibt kleine, leichte Modelle, die sich für den Transport im Auto eignen und so bei Urlaubsreisen mitgenommen werden können.
Nachteile
- nur für gerade Treppen geeignet
- Hohe Kosten, da meist eine Anpassung an den jeweiligen Rollstuhl vorgenommen werden muss.
- Treppenraupe für Altbauten eher ungeeignet
- hoher Platzbedarf am Anfang und Ende der Treppe
- nur für Rollstuhlfahrer geeignet
- Der größte Teil der verfügbaren Modelle verlangt die Unterstützung durch eine Hilfsperson.
Alternativen zur Treppenraupe
Die Alternativen für Rollstuhlfahrer sind begrenzt und abhängig von den Treppenverhältnissen. Für sie kommen alternativ auch Plattformlifte, spezielle Rollstuhllifte, Hublifte und Kabinenlifte in Frage.
Die Alternativen im Kurzcheck
Der Plattformlift besteht aus einer Plattform, einer Auffahrrampe und Sicherheitswänden. Die Bedienung erfolgt über eine Bedienkonsole, sodass der Rollstuhlfahrer nicht auf zusätzliche Hilfe angewiesen ist.
Hublifte kommen vor allem im Außenbereich zum Einsatz, da sie nur geringe Höhen überwinden können. Im Gegensatz zu anderen Varianten fährt der Hublift senkrecht nach oben und ist damit unabhängig vom Treppenverlauf.
Kabinenlifte funktionieren ähnlich wie Fahrstühle und werden vor allem im Innenbereich eingesetzt. Die bisher verfügbaren Größen eignen sich allerdings nur für sogenannte Aktivrollstühle. Ähnlich wie der Hublift überwinden sie die Höhe senkrecht. Allerdings können Kabinenlifte größere Höhen überwinden.
Treppenraupe für Rollstühle – Fazit
Der Treppenkuli ist ein Hilfsmittel mit Vor- und Nachteilen. Rollstuhlfahrer, die körperlich dazu in der Lage sind, können mit einer sogenannten Selbstfahrer-Treppenraupe eigenständig und unabhängig von weiteren Hilfspersonen Treppen im Innen- und Außenbereich überwinden. Ist das nicht der Fall kann dieses Hilfsmittel nur mit Hilfe einer weiteren Person genutzt werden. Somit bedeutet die Treppenraupe nicht immer einen Zugewinn an Unabhängigkeit. Außerdem ist die Finanzierung recht teuer, wenn dies nicht über die Krankenkasse möglich ist.